• Horst Stolzenberg

  • investieren 250 euro

    The aim of the project „GeMoLaR“ is to evaluate and optimize the stocking procedures of the Atlantic salmon (Salmo salar) in the entire German Rhine system. For the first time, an extensive genetic monitoring in this whole region will be carried out during the stocking procedures.

    The unique chance of individual genotyping of all parent animals used for stocking salmon in the Rhine enables wild catches to be precisely assigned to their origin, so that in principle every stocking measure can be evaluated. The molecular genetic methods used in this context enable completely new insights into the possible advantages and disadvantages of the numerous breeding and stocking measures practiced to date, which will then be implemented directly into an optimized stock management. For example, the suitability of different stocking strategies with regard to age or stage of stocking animals, stocking times or stocking habitats are checked. Additionally, the suitability of different genetic lines can be monitored and wild catches originating from natural spawning can be clearly differentiated from stocking animals.

Hintergrund


Der Lachs ist eine charakter­istische und ikonische Fischart in vielen großen, europäischen Fluss­systemen. Auf Grund seines anadromen Wander­verhaltens und seiner hohen Habitat­ansprüche ist er eine ausge­zeichnete Indikatorart für vitale, ökologisch gut vernetzte Gewässer­landschaften. Er eignet sich daher besonders als „Umbrella“-Art, von deren Schutz viele weitere Tierarten profitieren.

Horst Stolzenberg
Horst Stolzenberg

Darüber hinaus wird diese Fischart im Allgemeinen als Speisefisch geschätzt und ist in der Bevölkerung bekannter als andere Fischarten. Der Lachs kann daher die Funktion einer „Flagship-Species“ erfüllen, um im breiteren gesellschaftlichen Kontext die Akzeptanz für Maßnahmen des aquatischen Biodiversitätsschutzes in all seinen Facetten zu erhöhen. Darüber hinaus ist der Lachs in der EU die wertvollste kommerziell genutzte Fischart. Die genetische Vielfalt des Lachses soll als Teil der gesamten Biodiversität des Rheins gefördert und erhalten werden. Durch eine hohe genetische Vielfalt ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sich Tierarten wie der Lachs an sich verändernde Lebensbedingungen anpassen können.

Der Atlantische Lachs war im Rhein und zahlreichen seiner Zuflüsse eine häufige und wirtschaftlich überaus bedeutende Fischart. Der Rhein galt daher als wichtigster Lachsfluss Europas. Die Bestände waren jedoch bereits im späten 19. Jahrhundert rückläufig und kollabierten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die wesentlichen Gründe waren Wanderhindernisse, schlechte Wasserqualität und Überfischung. In den 1950er Jahren galt der Lachs im Rhein als ausgestorben. In den 1980er Jahren wurden ambitionierte Programme zur Sanierung des Rheins und zum Wiederaufbau von Rhein-Lachspopulationen begonnen. Die Gründertiere stammen aus Frankreich (Allier) und Schweden (Ätran).

Dank intensiver Besatzmaßnahmen seit den 90er Jahren ist der Lachs auch im Rhein wieder eine heimische Art geworden und trägt dort als Topprädator (keystone species) zu einer Widerherstellung der natürlichen Fischbiodiversität bei. Der Lachs kann jedoch noch nicht autark im Rhein überleben, er muss weiterhin in Zuchten vermehrt und besetzt werden. Sechs Zuchten beteiligen sich am Zuchtprogramm des Lachses für das deutsche Rheineinzugsgebiet und über eine Millionen Besatzfische werden jährlich in zahlreichen Besatzmaßnahmen in Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg besetzt.

Nach nunmehr ca. 35 Jahren intensiver Bemühungen, den Lachs im Rhein wieder anzusiedeln und zahlreichen anfänglichen Erfolgen und positiven Entwicklungen, zeigen sich in einigen Bereichen jedoch auch Defizite. Das finale Ziel, der Aufbau sich langfristig selbst erhaltender Wildpopulationen des Lachses im Rhein und seinen Nebengewässern wurde bis heute noch nicht erreicht. Weiterhin müssen Lachse in Zuchten vermehrt und die Junglachse anschließend im gesamten Rhein besetzt werden. Die quantitative Erfolgsquote dieser insgesamt sehr kosten- und arbeitsintensiven Besatzmaßnahmen sind bisher wenig bekannt, vermutlich kann hier aber bestenfalls eine weite Spanne der Erfolgsquote unterstellt werden, da aktuelle Zahlen eher abnehmende Anzahlen von Rückkehrern andeuten. Das genaue Vorgehen in der Zucht und beim Besatz unterscheidet sich hinsichtlich der angewendeten Maßnahmen. Beispielweise unterscheiden sich Herkunft und Anzahl der Elterntiere und damit wahrscheinlich die genetische Diversität der Besatztiere. Aber auch das Alter der Besatztiere und der Zeitpunkt des Besatzes variiert bei den Maßnahmen. Der Erfolg der Maßnahmen wird bisher nicht systematisch quantifiziert und einzelne Maßnahmen können daher nicht bewertet und verbessert werden. Es ist dringend nötig, die durchgeführten Maßnahmen zu evaluieren und somit Möglichkeiten zur Verbesserung der Maßnahmen zu schaffen. Dafür soll auch die Koordination zwischen den einzelnen Akteuren verbessert werden. Durch die im Projekt GeMoLaR angestrebte Kooperation für ein gemeinsames und flächendeckendes genetisches Monitoring aller Besatztiere und möglichst vieler zurückkehrender Tiere ergibt sich nun erstmals die Chance einer vollumfänglichen Evaluierung und Optimierung sämtlicher Besatzmaßnahmen im Rheineinzugsgebiet, sowohl im Einzelnen, wie in ihrer Gesamtheit. Nicht zuletzt ist ein derartiges Vorgehen jetzt dringend geboten, da weitere Umweltveränderungen, insbesondere im Abfluss- und Temperaturregime (Dauer von Niedrigwasserphasen, Anteil von Kläranlagenabläufen am Abfluss, Sauerstoffsituation, Trend zur Gewässererwärmung), aktuell in ihrer möglichen Bedeutung für den Lachs im gesamten Rheinsystem unkontrolliert zunehmen dürften.

Lösungs­ansatz


Durch eine genetische „Elternschaftsanalyse“ (Parentage analysis) können die Nachkommen individuell ihren Eltern zugeordnet werden. Dazu wird von allen Elterntieren in den Lachsnachzuchten mittels sogenannter Mikrosatellitenanalyse der „genetische Fingerabdruck“ (Genotypisierung) genommen.

Nach dem Besatz der Jungfische werden diese im Zuge von Kontrollbefischungen ebenfalls genotypisiert. Die Lachse bleiben 1-3 Jahre im Meer und kehren nach 2-5 Lebensjahren zurück und können dann beprobt werden. Unter der Voraussetzung, dass alle Elterntiere, deren Nachkommen im Rhein-System besetzt werden, genotypisiert werden, kann für jeden später im Rhein gefangenen (Rückkehrer oder heimischen) Lachs festgestellt werden, von welcher Elterntiergruppe und somit von welcher Zucht er abstammt und welche Zucht- und Besatzstrategie für das jeweilige Tier angewandt wurde.

Horst Stolzenberg

Projektleitung


Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern-Landau

Haben Sie Fragen? Sie erreichen uns unter:

Tel.: +49 (0)6341 280-31325
Mail: gemolar@uni-landau.de

Finanzierung


Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) im Bereich der Erhaltung und innovativen Nutzung der Biologischen Vielfalt.

Gefördert durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Förderkennzeichen: 2819BM070