// Lachsstreuner

Lachse kehren nicht immer in die Gewässer zurück, aus denen sie als Jungfisch abgewandert sind. Die Gründe dafür sind bezogen auf das Individuum weitgehend unbekannt doch erfüllen diese Streuner als Neu- oder Wiederbesiedler und zum Erhalt eines gewissen Genflusses zwischen verschieden Populationen einer Art eine wichtige biologische Funktion. Steigen sie in einem anderen Gewässer auf, nennt man sie „Streuner“. Mittels der genetischen Analyse haben wir mehrere Streuner im deutschen Rheineinzugsgebiet identifiziert, die als Rückkehrer in einem weit entfernten Gewässer aufgestiegen sind. Auf vier Lachsrückkehrer wollen wir in diesem Bericht genauer eingehen.

Zunächst aber zum genetischen Hintergrund der besetzten Lachse im Rheineinzugsgebiet: Im Nieder- und Mittelrhein werden Lachse mit der ursprünglichen südschwedischen Herkunft Ätran gezüchtet und besetzt (Abbildung 1). Die Lachse stammen jedoch nicht aus dem Gewässer Ätran direkt, sondern aus einem Ranchingprogramm in Dänemark, genauer aus der Lachszucht Danmarks Center for Vildlaks  (DCV), Von dort aus wurden sie als Jungfische oder Augenpunkteier entweder direkt in die die Gewässer besetzt oder in Zuchten in Nordrhein-Westphalen überführt. Lachse mit dieser Herkunft werden seit 2002 im größeren Umfang seit 2004 im Nieder- und Mittelrhein besetzt. Im Oberrhein werden Lachse mit der Herkunft Allier/Loire gezüchtet und besetzt. In Baden-Württemberg und Frankreich arbeiten drei Zuchten mit Lachsen mit dieser Herkunft.

Abbildung 1. Das Rheineinzugsgebiet, unterteilt in Nieder-, Mittel- und Oberrhein, ist in blau, grün bzw. gelb eingefärbt. Nieder- und Mittelrhein werden mit der Herkunft Ätran bzw. Danmarks Center for Vildlaks (DCV) besetzt. Im Oberrhein wird die Herkunft Allier/ Loire besetzt. Die Abbildung wurde übernommen vom Masterplan Wanderfische Rhein 2018 der IKSR und verändert von Karin Camara.

Bei den vier Lachsen, auf die wir hier genauer eingehen, handelt es sich um Streuner der Herkunft Allier/Loire, die aber im Besatzgebiet der Herkunft Ätran/DCV beprobt wurden oder um Lachse, die in die entgegengesetzte Richtung gestreunert sind.

In Abbildung 2 sind die ersten beiden Faktoren einer faktoriellen Korrespondenzanalyse dargestellt. In der Graphik ist eine klare Gruppierung der Lachse mit der Herkunft DCV auf der linken Seite und den Lachsen mit der Herkunft Allier/Loire aus den Zuchten und Befischungen des Oberrheins (rechts) ersichtlich. Auffällig ist die Lachsprobe aus dem Schmugglermeer in Baden-Württemberg im Oberrheingebiet. Dieser Rückkehrer hat die Herkunft vom DCV, ist jedoch nachdem Meeresaufenthalt in das Besatzgebiet der Herkunft Allier/Loire geschwommen. Bei diesem Lachs handelt es sich daher um einen Streuner.

Abbildung 2. Faktorielle Korrespondenzanalyse mit 2.491 Lachsen. Jedes Symbol repräsentiert ein Individuum. Individuen mit gleichen Symbolen gehören zur gleichen Gruppe (Zucht, Freilandproben). Je näher die Punkte zueinander liegen, desto genetisch ähnlicher sind sie. Bei den hellblauen Rauten handelt es sich um Lachse der Herkunft Danmarks Center for Vildlaks (DCV), also der ursprünglichen Herkunft der Lachse, die in Nordrhein-Westphalen gezüchtet und besetzt werden. Die Lachse aus dem DCV haben ursprünglich die Herkunft Ätran. Der dunkelblaue Kreis symbolisiert einen Lachsrückkehrer, der im Schmugglermeer (BW) beprobt wurde. Die übrigen Symbole repräsentieren Lachse aus den Zuchten, die Fische mit der Herkunft Allier/Loire züchten und aus Freilandbeprobungen aus dem Oberrhein.

In entgegengesetzte Richtung sind auch in der Sieg (NRW) Lachse mit der Herkunft Allier/Loire aufgestiegen (Abbildung 3). Ein Lachsrückkehrer aus dem Jahr 2019 wies dabei einen Fettflossenschnitt auf. Recherchen haben nun ergeben, dass Fettflossenschnitte seit Jahren nicht mehr im Mittel- und Oberrheingebiet durchgeführt werden. Fettflossenschnitte werden jedoch bei den besetzten Lachsen in der Maas in Belgien durchgeführt. Auch dort werden Lachse mit der Herkunft Allier/Loire besetzt. Der Lachs wurde also sehr wahrscheinlich in der belgischen Maas ausgesetzt und ist über den Rhein in die Sieg aufgestiegen und wurde von dort in die Zucht Wildlachszentrum überführt. Die Gewebeprobe ist nun auf dem Weg nach Belgien, damit dort die möglichen Eltern ermittelt werden können.

Abbildung 3. Faktorielle Korrespondenzanalyse mit 990 Lachsen. Die blauen Kreise symbolisieren Lachse aus dem Wildlachszentrum unterschiedlicher Jahre. Bei diesen Lachsen handelt es sich ausschließlich um Rückkehrer, die in die Sieg (NRW) aufgestiegen sind und dann in die Zucht überführt wurden. Die roten Kreuze sind Proben der ursprünglichen Herkunft aus dem Gewässersystem Allier/Loire. Auffällig sind die drei blauen Kreise, die nicht bei der Herkunft DCV (schwarzes Kreuz) liegen, sondern mitten in der Punktwolke der Allier/Loire Lachse.

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