Lachstagung
Vom 10. bis zum 12. Mai 2023 fand am Campus in Landau der Rheinland-Pfälzisch Technischen Universität Kaiserslautern-Landau (RPTU) im Rahmen des Projekts „GeMoLaR“ die „Lachstagung“ statt.
Die Tagung begann am Mittwochnachmittag mit einer Exkursion zum Fischpass an der Rhein-Staustufe in Iffezheim. Ruth Siamos begleitete die Führung von Seiten der EnBW und stellte das Wasserkraftwerk und die Konstruktion des Fischpasses vor. Die Teilnehmer liefen den gesamten Fischpass ab, betrachteten im Beobachtungsraum den Fischpass unter dem Wasserspiegel und schauten Leon Dittmann und Alicia Frank (RPTU) bei der Reusenleerung zu. Neben Döbel, Rapfen, Brasse, Güster, Zobel und Barbe war auch ein Wels in der Reuse.
Am Mittwochabend eröffnete Prof. Dr. Hannes Kopf, Präsident der SGD Süd die Tagung offiziell mit einem Grußwort. Im Anschluss hielt Prof. Dr. Einar Eg Nielsen (Technische Universität Dänemark) den Eröffnungsvortrag mit dem Titel „100 years of salmon management in Denmark. Insights from population genomics“. Der Vortrag zeigte den Erfolg der dänischen Bemühungen um den Atlantischen Lachs und dabei insbesondere die zentrale Rolle der Kenntnis der genetischen Diversität im Management.
Im Anschluss fand ein „Get Together“ mit Weinen aus der Region statt. Wir danken den Winzern von Lilienthal Weine, Weingut Schäfer und der Rietburg Weingenossenschaft für die großzügigen Spenden. Prof. Dr. Christopher Bridges von TunaTech hat dazu 7,5 kg Tunfisch mitgebracht und die Firma Biomark Spezialitäten aus Italien und feine Pralinen aus Belgien. Dieses leckere Buffett bildete einen schönen Rahmen fürs Kennenlernen, Wiedersehen und intensiven fachlichen Austausch.
Am Donnerstag folgten Grußworte von Prof. Dr. Ralf Schulz (RPTU) und Clemens Fieseler (BLE). Prof. Dr. Ralf Schulz stellte dann abgeschlossene und laufende Projekte mit Bezug zu Flusskrebsen und Fischen der Arbeitsgruppen Ökotoxikologie und Umwelt und EERES am Institut für Umweltwissenschaften der RPTU vor. Anschließend berichtete Dr. Anne Schrimpf (RPTU) über das vom Bundeslandwirtschaftsministerium über die Bundesanstalt für Landwirtschaft geförderteProjekt „GeMoLaR“.
In der erste Vortragssession stellte Michelle Zülich (IKSR) die Aufgaben und Funktionen der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins vor und die Projektpartner des Projekts „GeMoLaR“ stellten die Aktivitäten innerhalb der verschiedenen Bundesländer vor. Timo Seufert (BFS) berichtete über die „Wiederansiedlung des Lachses in Hessen und Rheinland-Pfalz“, Gerd Bartl (Lachsprogramm Baden-Württemberg) über den „Stand des Lachsprogramms in Baden-Württemberg“, Karin Camara (LANUV) über die „Lachswiederansiedlung im Wanderfischprogramm Nordrhein-Westphalen“ und Armin Nemitz (Rheinischer Fischereiverband) über das „EU-Förderprojekt Wildlachszentrum Rhein Sieg, Nordrhein-Westphalen“. Marie Coll (Association Saumon-Rhin, FR) referierte über das „Lachsmonitoring am französischen Oberrhein“.
Am Nachmittag gab es eine Vortragsreihe zur Elbe, wo es dem Lachs besser zu gehen scheint als im Rhein. Steffen Zahn (IfB Potsdam) stellte die „Elblachs 2000 Projekte – Brandenburg und Sachsen-Anhalt“ vor und Fabian Völker (LfULG) das Pendant dazu aus Sachsen „Elblachs 2000 Projekt – Sachsen“. Danach wurden auch Gründe für die Unterschiede in den Einzugsgebieten diskutiert. Ein Unterschied ist, dass es in der Elbe weniger Wasserkraftwerke gibt und deutlich weniger Welse als im Rhein.
Moritz Rize und Henrik Distelrath (MUNV NRW) berichten über „Die Zielartenvereinbarung – Maßnahmenumsetzung zur Wiederansiedlung des Lachses in NRW – Ein integrativer Ansatz“. Dr. Armin Peter (FishConsulting GmbH) stellte ein Projekt zur „Abwanderung von atlantischen Lachssmolts in der Aare und im Hochrhein“ vor und Christian Löb (RPTU) Ergebnisse aus langjährigen Beobachtungen am rheinland-pfälzischen Speyerbach: „Sieben Jahre Monitoring: Smoltmigration und Überleben des Atlantischen Lachses in einem Nebenfluss des Oberrheins“.
In der letzen Vortragsreihe des Tages stellten Dr. Anne Schrimpf (RPTU) und Thomas Schmidt (RPTU) zwei Datensätze aus dem GeMoLaR-Projekt vor: „GeMoLaR – Ergebnisse aus einem dreijährigen Besatzexperiment“ und „GeMoLaR – Daten zur potentiellen Naturverlaichung“. Im Anschluss fand das GeMoLaR-Projekttreffen statt. Unter anderem wurde über mögliche Perspektiven für eine Fortführung eines genetischen Monitorings auch nach Mitte 2025 gesprochen. Parallel dazu nahm die weiteren Tagungsteilnehmer an einer Zooexkursion mit dem Zoodirektor Dr. Jens-Ove Heckel teil. Bei der Zooführung erfuhren die Teilnehmer Wissenswertes über Sibirische Tiger, Gazellen, Flamingos, Bergzebras und Dromedare und besuchten außerdem die Zooschule. Als Tagesabschluss gab es ein gemeinsames Abendessen im Zoorestaurant „Erdmännl“. In geselliger Runde fand ein reger Austausch statt – natürlich drehten sich zahlreiche Gespräche um den Lachs.
Am nächsten Tag eröffnete Dr. Jacco von Rijssel (Wageningen University and Research, NL) die erste Session mit dem Vortrag „Warum erholt sich die Population des Atlantischen Lachses aus dem Rhein nicht?“. In den folgenden drei Vorträgen wurden dann konkrete Bedrohungen des Lachses aufgezeigt. Dr. Sascha Bub (RPTU) referierte über die steigende Fischtoxizität von Pestiziden in seinem Vortrag „Trends der gesamten angewandten Fischtoxizität in Deutschland“, Dr. Jörg Schneider (BfG) sprach über „Lachs-Rückkehrerzahlen im Rhein – Probleme und Chancen“ und Dr. Uwe Mischke (Gesellschaft Naturforschender Freunde an der Freien Universität Berlin) zeigte den Wels im Rahmen seines Vortags „Sind Europäische Welse eine Gefahr für Lachse?“ aus einem anderen Blickwinkel.
In der zweiten Vortragssession ging es mit internationalen Themen weiter. Clemens Fieseler (BLE) stellte mit dem Beitrag „The North Atlantic Salmon Conservation Organization: Internationale Aspekte bei dem Management vom Atlantischen Lachs“ die NASCO und deren Aufgaben vor und Pascal Vonlanthen (Aquabios, CH) referierte über die „Lachswiederansiedlung in der Schweiz“. Jochem Hop (Rijkswaterstaat Water, NL) berichtete über „Hochwandernde Lachse im Rhein(delta)“ und die phasenweise Öffnung des Haringvliet. Dr. Jean-Philippe Benitez (University of Liege, BE) vertrat seinen Kollegen Prof. Dr. Michaël Ovidio für den Vortrag „Rehabilitationsbemühungen für anadrome Salmoniden im Einzugsgebiet der Maas. Erfolge und zukünftige Herausforderungen“. Dann stellte Pascal Vonlanthen (Aquabios, CH) Ergebnisse der genetischen Analyse der Lachse aus der Schweiz und Frankreich im Rahmen der „Übersicht koordiniertes genetisches Monitoring und erste Ergebnisse aus der Schweiz und Frankreich“ vor. Prof. Dr. Heiko Brunken (Hochhschule Bremen und Gesellschaft für Ichthyologie, GfI) schloss die Session mit der Vorstellung digitaler Datenbanken zu Fischen im Rahmen des Vortrags „Der Lachs im Datennetz – GfI-Fischartenatlas und andere“.
Zum Abschluss moderierte Dr. Marco Freese (Thünen-Institut für Fischereiökologie) das „Koordinierungstreffen deutscher Lachs-Projekte: Datenerhebung für das internationale Management (ICES WGNAS) im EU-Datensammelprogramm (DCF)“. Er appellierte an die Teilnehmer, noch besser bei der Sammlung von Daten zu Lachsbesatz und -vorkommen zusammenzuarbeiten.
Insgesamt bot die Tagung einem weiten Spektrum von Personen aus Wissenschaft, Behörden und Praxis ein umfangreiches Angebot an Informationen. Der Lachs im Rhein stand im Mittelpunkt, aber die vielen Bezüge zu anderen Themen und zur internationalen Ebene setzten einen sehr geeigneten Rahmen, welcher die Bemühungen um die Wiederansiedlung des Lachses im Rhein bündelt und unterstützt.